Lasaros Goumas
Der erste Abschnitt der Reise (11.05 – 21.05. 2010) führte zunächst von Aigina mit Zwischenstopps in Hydra, Monemvasiá und Kythera nach Chania, und über Réthymnon und Spinalonga nach Sitia, eine Strecke von 305 Sm
Am Dienstag, den 11. Mai, starteten wir mit einem Wind von 12 Kn aus Nord von Aigina unter Spinnaker in Richtung des 30 Sm entfernten Hafens von Hydra.
Der kleine Hafen von Hydra ist atemberaubend schön, was natürlich dazu führt, dass er an jedem Wochentag aus allen Nähten platzt. Hinzu kommt, dass er nur an der kleinen West-Mole ein paar sichere Liegeplätze bietet. Alle anderen Liegeplätze sind bei westlichen Winden ausgesprochen gefährlich und sollten gemieden werden.
Wer allerdings in Hydra einen Platz an der sicheren West-Mole haben will, der muss schon vor 12 Uhr mittags ankommen. Ansonsten bekommt er einen Platz in der zweiten oder - wie es uns ging - ab 17 Uhr sogar in der dritten Reihe und kann sich am nächsten Morgen beim Auslaufen an dem „Chain across“ Spiel beteiligen.
Bei Flaute erreichten wir am frühen Nachmittag des 12. Mai den 48 Sm entfernten Hafen von Monemvasiá. Der Felsen von Monemvasiá hat eine Länge von nur 1,8 km und eine Höhe von etwa 300 m. Auf ihm liegt die ummauerte mittelalterlichen Unterstadt am südlichen Abhang des Felsens und die Zitadelle auf der Höhe des Felsens.
Obwohl es die erste Stadt war, welche mit dem Beginn des griechischen Freiheitskampfes 1821 das türkische Joch abschüttelte, gelang es ihr nicht, sich zu erholen, und so versank sie bis 1980 in die Bedeutungslosigkeit. Nach 1980 begann der Wiederaufbau der fast völlig verfallenen Häuser, und die Stadt ist inzwischen ein beliebter Ferienort reiche Athener und Ausländer. Die Zitadelle ist seit den 20er Jahren des 20. Jahrhunderts nicht mehr bewohnt.
Der berühmteste Sohn von Monemvasiá ist der Dichter Giannis Ritsos, der auf dem Friedhof von Monemvasiá begraben ist.
Unser nächstes Ziel am Donnerstag, den 13.Mai, war das 45 Sm entfernte Kapsali auf der Südseite der Insel Kythera. Das Wetter unterwegs war „durchwachsen“ schwachwindig, so dass wir nur eine Stecke von 15 Sm unter Segel fahren konnten.
In der griechischen Mythologie ist Kythera neben Zypern die Insel der Aphrodite. Die Liebesgöttin soll hier aus dem Meeresschaum geboren und an Land gestiegen sein.
Unsere Absicht, hier einen Tag zu bleiben, um die Insel zu besuchen, mussten wir leider aufgeben, weil wir aufgrund einer ungünstiger Westwetterlage unser Schiff nicht unbeaufsichtigt lassen konnten. Aus früheren Besuchen in Kapsali wussten wir, dass wer im Hafen von Kapsáli beim Wind aus dem ersten Quadranten- 50 Kn sind keine Seltenheit- liegen möchte, eine Unmenge von Fendern braucht. Dass man aber bei einem Wind aus dem dritten Quadranten sogar die Springs mit Lumpen gegen einlaufende meterhohe Wellen schützen muss, war uns neu.
Wir verließen deshalb am Tag drauf recht früh Kythera und erreichten bei mäßigen Winden aus NW am Nachmittag das 62 Sm entfernte Chaniá auf Kreta.
Die unter dem Namen Kydonia - belegt durch eine Tontafel in Linearschrift B - von König Minos in der „minoischen Vorpalastzeit“ gegründete Stadt erreichte ihre größte Blüte in der „minoischen Nachpalastzeit“. Sie wird auch von Homer in seiner in derselben Zeit angesiedelten Odyssee im dritten und neunzehnten Gesang erwähnt.
Die Fortezza und die heute noch benutzten Arsenale am Hafen sind Zeugnisse der venezianische Zeit der Stadt, welche 1212 mit der Vertreibung der Genuesen unter dem Namen „La Canea“ begann, um 1590 herum ihre Blütezeit erreichte, aber 1645 an die Türken abgetreten wurde. 1898 wurde Kreta unabhängig und 1913 erfolgte mit dem Vertrag von London der Anschluss an Griechenland.
Das archäologische Museum von Chaniá verfügt über eine verblüffende Menge von Kostbarkeiten. Chaniá eignet sich übrigens auch hervorragend als Ausgangspunkt für eine Durchwanderung der berühmten Schlucht von Samaria, eine Gelegenheit, welche von einigen unseren Mitseglern auch am Samstag, den 15. Mai, ausgenutzt wurde.
Am Montag, den 17. Mai, verließen wir Chaniá und segelten bei einem NW Wind von ca. 30 Kn aber eine relative ruhige See zu der 35 Sm entfernten Réthymnon.
In Réthymnon sind besonders Bauten aus venezianischer und osmanischer Zeit sehenswert. Dazu gehört auch der auf den Resten der Kathedrale San Nicolo in der venezianischen Fortezza von Réthymnon errichtete und jungst restaurierte Kuppelbau der Sultan Ibrahim Moschee.
Im ehemaligen venezianischen Zentrum der Stadt befindet sich ein erstmals 1588 erbauter Brunnen, der später nach dem Namen des Stadthalters Alvise Rimondi, der den Brunnen 1626 erneuern ließ, Rimondi Brunnen genannt wurde.
Unseren aufgrund heftiger und ungünstiger Winde verlängerten Aufenthalt in Réthymnon nutzten wir aus, um mit einem Mietwagen Agia Triada, Phaistós, Knossós und natürlich auch das archäologische Museum von Heraklion zu besuchen.
Bei Agia Triada handelt sich um eine archäologische Ausgrabungsstätte mit Überresten einer Palastanlage etwa 2 km NW von Phaistós. Agia Triada wird der minoischen Kultur zugerechnet, der antike Name der Siedlung ist jedoch unbekannt. Die Ausgrabungen begannen 1910 und wurden in den Folgejahren von der italienischen, archäologischen Schule von Athen unter der Leitung von Prof. Federico Halbherr fortgeführt.
Phaistós ist mit 2.800 m² nach Knossós die zweitgrößte bronzezeitliche minoische Palastsiedlung. Sie liegt 2 km SE von der Palastanlage von Agia Triada entfernt und war mit ihr durch einen gepflasterten Weg verbunden.
Das Museum von Heraklion wird zurzeit renoviert, so dass nur einige ausgewählte Kostbarkeiten in wenigen kleinen Nebenräumen besichtigt werden können. Bei einem Abstecher zum Hafens fest, dass der Jachthafen von Heraklion klein und von einheimischen Booten überfüllt war, sodass es keinen Sinn machte, dort nach einem Liegeplatz zu suchen. Aus diesem Grunde haben wir uns entschlossen, den Besuch des Hafens von Heraklion fallen zu lassen, und stattdessen von Réthymnon aus direkt zu der 72 Sm entfernten Insel Spinalonga zu segeln.
Wir verließen deshalb Réthymnon am Donnerstag, den 20. Mai, kurz vor halb sechs und erreichten Spinalonga am frühen Nachmittag desselben Tages.
Da der Wind anfangs sehr schwach war, mussten wir die ersten 60 Sm Motoren. Erst in der Nähe von Spinalonga nahm der Wind derart zu, dass wir uns nach dem Ankern in der Bucht von Spinalonga nicht mehr getraut haben, mit dem Schlauchboot die Insel zu besuchen. Auch hätten wir die Insel wohl nur total durchnässt erreichen können, und zu einem nassen Spaziergang über die Insel hatten wir keine Lust.
Die im Golf von Mirabello liegende Insel mit ihrem im 16. Jh. errichteten venezianischen Fort diente vom Beginn des 20. Jahrhunderts bis zum Jahr 1957 als Leprastation und war damit die letzte Lepra-Kolonie Europas.
Beim kurzen 23 Sm Schlag von Spinalonga nach Sitia am Freitag, den 21.Mai, empfing uns der Golf von Mirabello mit einem ruppigen 30 Kn Südwind. Der Vorteil dieses Südwindes war jedoch, dass wir bei nahezu halbem Wind mit der Genua allein eine schöne und schnelle Überfahrt nach Sitia erleben konnten.
Stadt und Festung wurden im 17. Jahrhundert zerstört. Bei dem erst Mitte des 19. Jahrhunderts begonnenen Wiederaufbau wurde allerdings die durch die Venezianer rechtwinklig angeordnete Straßenführung beibehalten. Trotz der zahlreichen touristischen Angebote ist Sitia heute noch einer der wenigen größeren Orte auf Kreta, der sein ursprüngliches Gesicht erhalten hat.
Der Dichter Vitsentzos Kornaros, der den Versroman Erotokritos verfasste, ist der berühmteste Sohn der Stadt. Das Werk gilt als bedeutendstes der frühneuzeitlichen kretischen Literatur.
Der zweite Schlag sollte uns von Sitia über Kassos, Kárpathos und Lindos nach Kastellórizo und von da weiter nach Paphos auf Zypern bringen, eine Teilstrecke von insgesamt 420 Sm.
Am Samstag, den 22. Mai, verließen wir deshalb Sitia in Richtung der 46 Sm entfernten südlichsten und wasserärmsten Insel des Dodekanes, Kassos.
Auf der Insel leben heute noch insgesamt etwa tausend Einwohner, davon ungefähr 350 im Haupt- und Hafenort Fry (Φρυ). Der frühere Name der Insel „Aphros“ („Schaum“) bezieht sich vermutlich auf die meist von hohen Wellen umschäumte Nordküste der Insel.
Der Hafen von Kassos ist bei vorherrschenden und in der Regel starken nordwestlichen Winden zwar schwer anzulaufen, durch den jedoch seiner Vollendung entgegen strebenden Wellenbrecher sicher.
Mit Seefahrt und Handel erarbeitete sich die Insel bis ins 19. Jahrhundert hinein einen ansehnlichen Reichtum, was deren Einwohner beim Beginn der Revolution von 1821 ermöglichte, den griechischen Freiheitskämpfern eine Flotte von über 100 Schiffen zur Verfügung zu stellen. 1912 wurde die Insel von Italien annektiert.
Da zur Zeit der italienischen Besatzung das Hissen der griechischen Flagge nicht erlaubt war, erfanden die Einwohner von Kassos eine, wie im nebenstehenden Bild gezeigt, praktikable durch den Wortlaut des Dekrets nicht verbotene Lösung.
Erst nach dem zweiten Weltkrieg und dem Abzug der italienischen Besatzung wurde Kassos 1948 mit Griechenland wiedervereint.
Am Sonntag, den 23. Mai, verließen wir bei einem bis zu 27 Kn reichenden NW-Wind Kassos in Richtung des 28 Sm entfernten Hafens Pigadia des Hauptortes der Insel Kárpathos, der nach Rhodos zweitgrößten Insel des Dodekanes.
Ein teilweise mit Kiefern bedeckter Bergzug reicht von der Mitte der Insel bis nach Norden. Im Norden 600 m hoch und in der Mitte der Insel 1.215 m gehört er zu den höchsten Erhebungen des Dodekanes. Ein großer Teil der einst üppigen Bewaldung fiel mehreren verheerenden Waldbränden zum Opfer.
Am Tag drauf nahmen wir einen Mietwagen, um die Insel zu erkunden. Der bekannteste Ort der Insel ist der im Jahr 1420 zum Schutz gegen die häufigen Überfällen von Piraten gegründete Ort Olymbos ( Όλυμπος). Der Ort ist bis heute mit dem Auto vom Hafen von Pigadia her nur über eine holprige Schotterpiste zu erreichen. Seit Anfang der 1990er-Jahre fahren jedoch Ausflugsboote regelmäßig ab Pigadia bis zum nordwestlichen Hafenort Diafani, von dem aus man über eine asphaltierte Straße Olympos bequem erreichen kann.
Durch seine Isolation von der Außenwelt - der relativ große Ort ist von der Küste aus uneinsehbar an einem Berghang gebaut – wurde dort nicht nur der altertümliche, dorisch beeinflusste Dialekt seiner Einwohner gehalten, sondern auch Kultur, Kunst und Bräuche, auf die man im Dorf auf Schritt und Tritt stößt. Seine Einwohner präsentieren den Besuchern heute noch wie in ein Freilichtmuseum altes Handwerk, Trachten und traditionelle Speisen.
Bei Flaute verließen wir am Dienstag, den 25. Mai Kárpathos, um unser nächstes Ziel die 61 Sm entfernte Bucht von Lindos zu erreichen.
Von den Dorern im 11. Jahrhundert v. Chr. gegründet beherrschte Lindos zusammen mit Iályssos und Kameiros bis zur Gründung der Polis Rhodos im Jahre 408 v. Chr. die Insel.
Trotz der Gründung der Polis Rhodos wurde Lindos nicht aufgegeben, sondern blieb besiedelt, und ihre überregional bedeutenden Tempel wurden weiterhin genutzt.
Aufgrund von Funden auf der Akropolis kann vermutet werden, dass Griechen bereits in mykenischer Zeit bei Lindos siedelten.
Mit einem leicht zu verteidigenden Burgberg und einem sehr guten natürlichen Hafen, der überregionale Bedeutung besaß, wurde Lindos früh ein Knotenpunkt zwischen der griechischen Welt und den Phöniziern.
Auf der Akropolis von Lindos, - heute umschlossen von den Resten des spätmittelalterlichen Johanniter-Kastells - , errichteten die Bewohner um 300 v. Chr einen Tempel zu Ehren der Athene Lindia.
Das am Hang der Akropolis gelegene antike Theater ist derzeit nicht öffentlich zugänglich.
Am Fuße der Akropolis kann man die von Pythókritos in Stein geschnitzte Rhodische Trireme mit der Statue von Hagesander am Bug bewundern. Hagesander ist der rhodische Bildhauer, welcher zusammen mit Polýdoros und Athenídoros die berühmte Laokoon-Skulptur erschaffen hat.
Lindos ist die Heimatstadt des weisen Kleóvulos, welcher trotz der vom ihm im 6. Jahrhundert v. Chr. in der Stadt errichteten Tyrannís von der Nachwelt immer noch milde beurteilt wird.
Ein weiterer berühmter Sohn der Stadt ist Chares von Lindos. Er war ein griechischer Bildhauer und Erzgießer der im späten 4. Jahrhundert v. Chr. lebte. Er errichtete 304 - 292 v. Chr. den Koloss von Rhodos, die über 30 m hohe Statue des Helios, die zu den sieben Weltwundern zählt.
Am Mittwoch, den 26. Mai, verließen wir abends gegen 20 15 die Bucht von Lindos und erreichten bei NW-Winden zwischen 10 und 25 Kn am Donnerstagmorgen kurz nach 10 00 das 79 Sm entfernte Kastellórizo.
Ihren Namen verdankt die Insel der venezianischen Burg, gebaut auf den Fundamenten der Ruine aus der hellenistischen Zeit des Nikagóras auf der Spitze des roten Felsens (Castello Rosso).
Im Laufe der Jahrhunderte gehörte Kastellórizo zum Reich Alexanders des Großen, zum Römischen Reich und zum Byzantinischen Kaiserreich. 1306 wurde die Insel durch den Johanniterorden und 1552 durch die Osmanen erobert. Im ersten Weltkrieg wurde sie durch die Franzosen okkupiert, 1922 den Italienern überlassen, und nach deren Kapitulation von den Briten besetzt. Im Sommer 1944 wurde sie von den Deutschen aus der Luft zu 90% zerstört. Ende des Zweiten Weltkrieges kam es an Griechenland zurück.
Im Jahre 1920 lebten 20.000 Griechen auf der Insel. Heute sind es etwa 250. In Australien leben heute rund 10.000 Nachkommen der Inselbewohner und sind dort als „Kassies“ bekannt, die viel Geld beim Aufbau der Insel investieren.
Alle Bauten auf der Insel stehen unter Denkmalschutz, was bedeutet, dass nur einheimische Steine und Holz aus Kleinasien erlaubt sind, und nur Eisengitter und Ziegelsteine aus Attalia und Marseille importiert werden dürfen.
Am Freitag, den 28. Mai, verließen wir abends gegen 19 30 den Hafen von Kastellórizo und erreichten bei leichten Winden aus nordwestlichen bis südöstlichen Richtungen am Sonntag, den 30 Mai, morgens um halb eins den 168 Sm entfernten Hafen von Paphos auf Zypern. Auf Grund der leichten Winde haben wir allerdings nur 44 der 168 Sm unter Segeln bewältigen können.
Da in der Dunkelheit schon klar erkennbar war, dass der kleine Hafen von Paphos überfüllt war, zogen wir es vor, zunächst mitten im Hafen zu ankern, und erst am nächsten Morgen einen Liegeplatz zu suchen. Da wir vorhatten, das Schiff für ca. eine Woche in Paphos zu lassen und mit einem Mietwagen die Insel zu erkunden, hatten wir uns frühzeitig mit dem Hafenkapitän in Verbindung gesetzt, um einen Liegeplatz zu reservieren. Eine Reservierung war in dem kleinen Hafen zwar nicht möglich, wir wurden jedoch gebeten, uns bei unserer Abfahrt aus Kastellórizo noch mal telefonisch zu melden und unsere voraussichtliche Ankunftszeit bekannt zu geben. So haben wir sogar längsseits an einem Steg zwischen kommerziellen Schiffen einen sehr guten Liegeplatz mit Strom und Wasseranschluss bekommen.
Hafenbehörde, Küstenwache und Zollbehörde waren freundlich und hilfsbereit, so dass alle relevanten Ein- und Ausklarierungsformalitäten ohne Schwierigkeiten erledigt werden konnten.
Wir haben die nächsten fünf Tage dazu benutzt, um mit einem Mietwagen die interessantesten Orten im griechischen Teil der Insel zu besuchen. Darunter fielen:
Die riesige Nekropole von Paphos (unser Besuch fiel zufällig zusammen mit der Anwesenheit des Papstes Benedikt auf Paphos)
Der archäologische Park von Paphos
Besuch von Larnaka mit ihrer berühmten Kirche Ag. Lazaros
Die „von den Engeln gebaute“ Hauptkirche von Kiti
Die „Petra tou Romiou“ (wo wir vergeblich auf ein erneutes Auftauchens der Aphrodite aus den Fluten warteten)
Die Scheunenkirchen von Kakopetria
Das Kloster von Kykkos in Troodos-Gebirge
Die Ausgrabungsstätte von Kourion
Das Heiligtum des Apollon Hylates
Die Burg von Kolossi
und schließlich die mehr als 1.000 Jahre alte Kirche von Agia Paraskevi mit ihre seltenen byzantinische fünf Kuppel-Architektur
Wir mussten allerdings am Ende zugeben, dass die eingeplante Zeit doch zu kurz war, und einige wichtige Orte deshalb aus dem Programm gestrichen werden mussten.
Ein Spektakel eigener Art im Hafen von Paphos waren schließlich die täglich ab etwa 17 00 beginnende Hochzeitszeremonien. Es finden bis zu vier Hochzeiten pro Tag auf festlich geschmückten Schiffen statt, welche man entspannt und belustigt aus der Nähe beobachten kann.
Der dritte Abschnitt der Reise sollte uns von Paphos nach Rhodos bringen. Kurz nach 19 00 am Samstag, den 05. Juni, verließen wir Paphos in Richtung Kastellórizo.
Bis etwa 07 30 am Sonntagmorgen, den 06. Juni, hatten wir sehr leichte Winde aus W bis NW und mussten deshalb ca. 65 Sm unter Motor zurücklegen. Um 07 45 drehte der Wind auf SW und erreichte sehr schnell 20 Kn. Trotz schneller Fahrt unter voller Genua und einem Reff im Groß hatten wir Mühe, unseren direkten Kurs nach Kastellórizo zu halten.
Gegen 14 30 drehte der Wind auf West und nahm weiter zu auf 30 Kn, was uns zwang, mit gereffter Genua und zwei Reffs im Groß weitere 20° nach StB abzufallen. Gegen 17 30 nahm der Wind auf 40 Kn zu, und wir mussten nun mit jeweils drei Reffs in Genua und Groß weitere 15° nach StB abfallen. Eine halbe Stunde später hatte der Wind bereits 50 Kn erreicht, und die See fing an zu rollen, mit dem Ergebnis, dass wir mehrere Brecher im Cockpit abbekamen, und das Vorschiff mehrmals unter Wasser begraben wurde.
Um 18 15 haben wir unser Vorhaben, weiter hoch am Wind zu segeln, um unser eigentliches Ziel Kastellórizo doch noch zu erreichen, aufgegeben und fielen mit stark gereffter Genua und ohne Großsegel in Richtung Finike (Türkei) ab. Durch die stark reduzierte Fahrt – wir machten nur ca. 2,5 Kn über Grund – wurde das Leben im Schiff erträglicher, denn wir nahmen kein Wasser mehr über. Um Mitternacht war der Spuck zwar vorbei, der Wind war fast weg, aber die nächste Überraschung perfekt, denn der Motor sprang nicht an.
Für die verbleibenden 15 Sm bis zu der Marina von Finike haben wir unter Segel fast 6 Stunden gebraucht, so dass wir erst um 06 00 am Montag, den 07. Juni völlig erschöpft vor der Marina den Anker fallen ließen. Gegen 09 00 kann dann ein Marina Boot und schleppte uns in den Hafen.
Das geschilderte Unwetter traf uns völlig unvorbereitet, denn der Wetterbericht für die Überfahrt durch das Gebiet von Taurus, welcher von NAVTEX verbreitet wurde, lautete:
No Gale
Fair WNW 3-4 occasionally 6
Probability of Thunderstorm
Die Ursache des Motorausfalls war eine Verstopfung von Zuleitungen und Dieselfilter durch eine „Schwarze marmeladenartige Masse“, welche vermutlich durch einen „Dieselbakterienbefall“ verursacht wurde. Dies führte dazu, dass 150 lt Diesel aus dem Tank ausgepumpt und der Tank gereinigt werden musste. Dieses Problem hat uns schließlich einen drei-tägigen Zwangsaufenthalt beschert und eine Menge Geld gekostet.
Der Hafen von Finike ist groß, er ist sicher, er ist ausgestattet mit einem guten Schiffsausrüstungsdepot und Werkstätten für die Ausführung von Reparaturen, und bietet alle Annehmlichkeiten einer modernen Marina. Vermutlich ist er deshalb auch bei einer auffallend großen Zahl deutscher und britischer Rentner, die offenbar hier eine längere Zeit verbringen, sehr beliebt.
Am Donnerstag, den 10. Juni, verließen wir Finike in Richtung der 34 Sm entfernten Insel Kastellórizo, und am Tag drauf starteten wir in Richtung Rhodos. Aus Windmangel mussten wir die ganze Strecke nach Kastellórizo und den Löwenanteil der 74 Sm langen Strecke nach Rhodos Motoren.
In Rhodos hatten wir gehofft, in der noch nicht ganz fertigen Marina festmachen zu können, mussten aber unser Vorhaben aufgeben, weil die Einfahrt zu der Marina durch einen im Einsatz befindenden Schwimmbagger blockiert war.
Da es wie üblich nicht möglich war, im Hafen von Mandraki einen Liegeplatz zu bekommen, waren wir gezwungen, zusammen mit eine beträchtlichen Anzahl anderer Yachten in der Einfahrt des Handelshafens zu ankern.
Seit der italienischen Besatzungszeit (1912 bis 1943 bzw. 1947) wird die Hafeneinfahrt von den Statuen eines Hirsches und einer Hirschkuh begrenzt, die als neue Wahrzeichen von Rhodos gelten und der Legende nach dort stehen, wo sich im Altertum die Sockel des Koloss von Rhodos befanden.
Ferner verdankt die Insel zahlreiche (auch noch heute genutzte) Straßen und Bauwerke den Besatzern.
Nach dem Besuch der Stadt und des Palastes des Großmeisters, haben wir - aufgrund des unruhigen Ankerplatzes - unseren ursprünglichen Plan, in Rhodos einen Hafentag einzulegen aufgegeben, und starteten am Samstagmittag, den 12. Juni, mit dem letzten Abschnitt unserer Reise, der uns über die Süd-Ägäis zurück nach Aigina führen sollte.
Den ersten Schlag, eine Strecke von 25 Sm zu der Bucht von Panormitis auf der SW Seite von Symi, mussten wir unter Motor zurücklegen. Die Bucht von Panormitis ist ein großer und sicherer Ankerplatz, der leider den Nachteil hat, dass er offensichtlich unter Seglern als „idyllischer Geheimtipp“ gehandelt wird. Wenn dann aber am Abend 25 Yachten dort ankern, dann bleibt nicht mehr viel Idylle übrig.
Neben diversen anderen Klöstern und Kapellen (von denen es auf Symi ca. 200 gibt) ist das im Süden gelegene und von den regelmäßigen aus Rhodos kommenden Ausflugsbooten angelaufene Kloster Panormitis das bekannteste der Insel. Es ist dem heiligen Michael geweiht und beherbergt ein kleines Museum.
Am Sontag, den 13. Juni - leider schon wieder bei Flaute - brachen wir in Richtung des 35 Sm entfernten Hafens von Paloi auf der Insel Nísyros auf.
Neben Santorin und Méthana ist Nísyros die einzige weitere in der Neuzeit noch aktive Vulkaninsel Griechenlands. Letzte hydrothermale Ausbrüche gab es 1887. Nísyros wird seit 1980 intensiv erforscht und seit 2000 geophysikalisch überwacht, weil man auch in Zukunft Vulkanausbrüche erwartet.
Im Gegensatz zu den Beschreibungen in verschiedenen Hafenhandbüchern über Paloi erweist sich der Hafen als absolut sicher und in jeder Beziehung für die Bedürfnisse von Seglern ideal. Eine detaillierte Beschreibung des Hafens von Paloi und weitere Informationen über Nísyros, sind im Abschnitt Yachthäfen in Griechenland dieser Webpage unter "Nisyros / Paloi" zu finden.
Am Montag, den 14. Juni, waren wir trotz eines starken und aus der falschen Richtung kommenden Windes (35 Kn aus NW) froh, endlich mal wieder segeln zu können. Von Paloi kommend, kreuzten wir erst Richtung West, um die flachen Gewässer der SW Seite von Kos zu umgehen, und dann Richtung Nord, um den 44Sm von Paloi entfernten Hafen von Kálymnos zu erreichen. Der Hafen von Kálymnos ist gut geschützt, und bietet durch eine Mole in seinem westlichen Teil ausreichend Platz für Besucher.
Am Dienstag, den 15. Juni, durften wir uns über einen 22 Kn aus West kommenden Wind freuen und begannen ohne Murren mit dem48 Sm Kreuzkurs nach Patmos.
Trotz seiner geringen Größe gehört Patmos zu den bedeutenderen Inseln der Ägäis. Als vermutlicher Schöpfungsort der Apokalypse des Johannes ist sie Standort eines der wichtigsten Klöster der griechisch-orthodoxen Kirche. Das dem Heiligen Johannes gewidmete Kloster wurde 1088 auf den Ruinen eines antiken Artemis-Tempels gegründet.
Mit seinen burgähnlichen Mauern beherrscht es bis heute das Erscheinungsbild von Chora und der Insel. Das Johanneskloster mit seiner bedeutenden Bibliothek wird seit 1999 als Weltkulturerbe der UNESCO geführt.
Am Tag drauf erreichten wir unter Motor die 26 Sm südwestlich von Patmos liegende Insel Levitha. Im Süden der Insel befindet sich eine große und gegen Winde aus allen Richtungen gut geschützte Bucht, welche über ca. 15 Moorings verfügt.
Da die Moorings aus Platzgründen über sehr kurze Ketten verfügen, lassen sich ihre Markierungsbojen mit dem Bootshaken nicht anheben. Wenn keine fremde Hilfe vorhanden ist, hilft nur ein Einfädeln der Festmacherleine aus dem Beiboot. Meist sind ein paar junge Leute in der Nähe, die das Bojenfeld betreuen – für eine Übernachtung nehmen sie pro Schiff weniger als 10 € -. Sie sind beim Anlegen behilflich und nehmen beim Festmachen auch Wünsche für das Abendessen entgegen, das in dem ca. 10 Minuten - zu Fuß – entfernten, einzigen Gehöft auf der Insel angeboten wird.
Am Donnerstag, den 17. Juni, erreichten wir bei eine hartnäckiger Flaute unter Motor, den 37 Sm von Levitha entfernten Hafen Katapola von Amorgos.
Am Nachmittag desselben Tages fuhren wir mit einem öffentlichen Bus in die Nähe des Felsenklosters „Panagía Chozoviótissa“. Der Aufstieg zum Felsenkloster „Panagía Chozoviótissa“, gegründet Anfang des 9. Jahrhunderts n. Chr. von Mönchen aus Chózovo in Palästina, ist mühsam., aber lohnend.
Das von Piraten zerstörte Felsenkloster wurde im 11. Jahrhundert von Kaiser Alexios I. Komnenós wieder aufgebaut. Als Jahr der Neugründung wird 1088 angegeben. Im Kloster werden noch heute Pergament-Handschriften des 11. bis 13. Jahrhunderts aufbewahrt.
Das 52 Sm südöstlich von Amorgos liegende Santorin erreichten wir bei einem 20 Kn Wind aus NW am Freitag, den 18. Juni.
Obwohl unser Ziel der im Süden der Insel liegender Hafen von Vlychada war, ließen wir es uns nicht nehmen, den Umweg über den Nordeingang der Caldera zu nehmen und Fiera in der Abendsonne von der Caldera aus zu bewundern.
Sowohl das Ansteuern als auch das Einlaufen in dem Hafen von Vlychada müssen sehr vorsichtig erfolgen, weil die Struktur des ausgedehnten Flachbereiches in der Ansteuerung sich ändert, und die Einfahrt in den Hafen durch Versandung gefährdet ist. Hier muss der Navigator sein Vorgehen durch eigene Beurteilung der Lage festlegen, und sich auf keinen Fall auf „Patentrezepte“ wie „wenn das Blaue Hotel…..peilt, dann…verlassen", welche bei manchen Segelanweisungen zu finden sind.
Am darauffolgenden Tag haben wir mit einem Mietwagen die Insel erkundet. Dabei haben wir festgestellt, dass die Ausgrabungsstätte in Akrotiri leider immer noch für Besucher gesperrt ist. Eine Entschädigung wurde uns allerdings durch den Besuch des Prähistorischen Museums geboten, welches viele interessante Kostbarkeiten aus Alt-Thira beherbergt, nicht zu verwechseln mit dem eher enttäuschenden archäologischern Museum.
Am Sontag, den 20. Juni, verließen wir bei einem böigen Westwind von 36 Kn und eine groben See Santorin in Richtung der 39 Sm entfernten nordwestlich von Santorin liegenden Insel Folegandros.
Karavostasi, der Hafen der Insel, bietet zwar Schutz gegen die vorherrschenden nordöstlichen Winden, ist jedoch bei Winden aus den 2ten Quadranten schwer anzulaufen, und auch als Ankerplatz nicht zu empfehlen. Er ist darüberhinaus klein und bietet deshalb beim Ankern nicht genug Raum zu schwoien, was ein längeres, unbeaufsichtigtes Liegen vor Anker unmöglich macht.
Es ist jedoch möglich in Absprache mit der Küstenwache nach Auslaufen der letzten Fähre abends an der kleinen Fährenmole festzumachen.
Am darauffolgenden Tag erlaubte uns ein WSW-Wind von 16 Kn zum ersten Mal bei der Reise einen nördlichen Kurs unter Spinnaker zu fahren.
Unser Ziel, den Hafen von Livadhi auf der 42 Sm entfernten Insel Serifos unter Spinnaker zu erreichen, mussten wir allerdings ab 13 00 nach einer Winddrehung auf WNW aufgeben.
Der Hafen von Livadhi besitzt einen Schwimmsteg, der allerdings schon früh am Tag voll besetzt ist, so dass wir gezwungen waren, zusammen mit unzählig anderen Jachten in der Bucht zu ankern.
Als aber am frühen Abend ein lokaler südöstlicher Wind in die Bucht hinein blies, mussten wir feststellen, dass unser Schiff trotz 50 m Ankerkette wie „eine Feder“ durch die Bucht trieb, ein Schicksal, welches offensichtlich auch andere Nachbarschiff traf. Wir verlegten das Schiff an eine andere Stelle der glücklicherweise großen Bucht, ließen diesmal unsere insgesamt verfügbare Kette von 75 m raus und stellten fest, dass der Anker diesmal hielt. Vorsichtshalber wurden aber für den überwiegenden Rest der Nacht Ankerwachen installiert.
Am Dienstag, den 22. Juni, verließen wir Sérifos in Richtung des 21 Sm von Livadhi entfernten, auf der Ostseite von Kythnos liegenden Hafens von Mérichas. Aufgrund eines 30 Kn Windes aus WSW und einer konfusen See, mussten wir mit zwei Reffs in der Genua und einem Reff im Groß im Kanal, welcher Sérifos von Kythnos trennt, zunächst tapfer kreuzen. Nach Umrunden der Südspitze von Kythnos war es dann möglich, auf Nord Kurs zu gehen und bei einem vorlicher als querab einfallenden Wind Richtung Mérichas zu segeln.
Bei dieser Gelegenheit fiel auf, dass die Winde, welche ständig aus dem 3ten und 4ten Quadranten kamen, keine Anstalten machten, endlich, „wie es sich gehört“, mal auf NE zu drehen, obwohl es bereits Juni in der Ägäis war. Als besonders problematisch erwies sich dabei natürlich der Aufenthalt in dem nach westen offenen Hafen von Mérichas bei einem 30 Kn Wind aus West. Nur dank unserer 75 m Ankerkette haben wir es geschafft, die Nacht auf den 23. Juni in diesem Hafen ohne Schaden zu überstehen.
Trotz des 30 Kn Windes aus West, haben wir am nächsten Morgen „die Mausefalle“ Mérichas unter Motor verlassen, in Richtung der 47 Sm entfernten Insel Poros.
Von 09 15 bis etwa 14 00 fuhren wir trotz 2.200 RPM am Motor, mit nur 4 Kn Fahrt durch unangenehme „Schlaglöcher“. Ab 14 00 und etwa auf halbe Strecke nach Poros, empfing uns eine Flaute, verursacht durch unangenehme Gewitter vor uns auf dem Peloponnes, die allerdings verschwanden, als wir Poros näherten.
Die Reise endete am Donnerstag, den 24. Juni, im 18 Sm von Poros entferntem Hafen von Aigina.